Wir beginnen diesen Bericht mit einem politischen Statement, denn unsere literarisch hervorragend gebildeten Leser*innen (ja, seit neustem verwenden wir auch hier den Genderstern) erwarten mittlerweile auch die zu den Berichten dazugehörende Dosis Gesellschaftskritik. «Jede Arbeitnehmer*in hat das Recht zu streiken.» (Code du travail, Franz. Arbeitsgesetzbuch, Art. 521-1, Übersetzung) Das Streikrecht in Frankreich existiert seit 1864 und wird wie in kaum einem anderen Land regelmässig in Anspruch genommen. So auch in der vergangenen Woche, als eine geplante Rentenreform das Rentenalter von 62 auf 64 erhöhen wollte (bei einer 35h Woche, wohlgemerkt), sehr zur Verärgerung eines Spielers des FC Nottwils, der mit dem Zug nach Lloret de Mar ins Trainingslager wollte, jedoch von der Arbeitsunwilligkeit der Franzosen ausgebremst wurde. Zusammen mit dem Team, dem Trainerstaff, dem Präsidenten und dem Massageteam kamen doch noch alle in Spanien an, um sich von Mittwoch bis Sonntag optimal für den Rückrundenstart vorzubereiten.
Bei sonnigem und windigem Wetter, dies sollten einige Spieler später als Entschuldigung für schlecht geschlagene Bälle benutzen, absolvierten die Seesterne insgesamt 6 Trainingseinheiten. Bereits am ersten Tag, wie auch später am letzten, präsentierte sich eines der drei Geburtstagskinder dieser Woche bei einer Freistoss Übung in Topform und nagelte das Ding in den Winkel. Dies war das Highlight des ersten Tages, das mit dem traditionellen Apéro und dem anschliessenden Abendprogramm seinen Ausklang fand.
Der zweite Tag sollte intensiv werden. Am Morgen, wie auch am Nachmittag wurde gut und hart trainiert unter der Aufsicht vom Trainertrio Schumacher-Dodaj-Dodaj. Um dieser Belastung standzuhalten war das Massageteam unermüdlich und ohne Gnade für Triggerpunkte im Einsatz. Debi’s Ellbogen war bereits nach dem ersten Tag berühmt-berüchtigt. Wenn sich die Seesterne gerade einmal weder dem Training noch der Regeneration widmeten, so wurde vielfach Dart gespielt unter der Leitung zweier Profi-Dartspieler, die nebenberuflich in der Klebe-Branche tätig sind. Die Dartscheibe wurde kein einziges Mal verfehlt, wer etwas anderes behauptet betreibt Blasphemie.
Der Freitag begann mit dem letzten offiziellen Training bei mittlerweile sehr angenehmen Temperaturen. Am Nachmittag fand dann das Testspiel gegen den FC Zuzwil, der in letzter Minute noch einen Torwart organisieren konnte, statt. Leider konnte man die Thurgauer nicht bezwingen, das einzige Tor der Nottwiler schoss Jarno 9. Das Abendprogram der beiden Wochenendetagen wird aus Gründen des Personenschutzes hier nicht beschrieben.
Der Samstagmorgen stand ganz im Zeichen der Regeneration. Die Seesterne begaben sich für ein gemeinsames Footing zum Strand zu einer Teamsitzung, inklusive Ansprache des Präsidenten. Es folgten Massagen und einen Besuch der Sauna, es sei an dieser Stelle erwähnt dass Getränke in der Sauna verboten sind. Am Nachmittag folgte dann das Highlight der Woche: Das Spiel der Junggarde, früher auch bekannt unter dem Namen «Team Gillette», gegen die erfahrenen Altmeister. Mit von der Partie waren auch der Präsident und der Trainer, der in der vorangegangenen Schussübung einen sehenswerten Lupfer, gefolgt von frenetischem Jubel, auspackte. Die Altmeister konnten dieses Spitzenspiel glanzlos, aber souverän für sich entscheiden mit der Belohnung, dass sie die Junggarde zur Abkühlung ins Pool schubsen durften.
Am Sonntag war die Zeit in Spanien auch schon vorbei und die Mannen aus Nottwil traten die Rückreise an. Wir können auf ein trainingsintensives und unterhaltsames Trainingslager zurückblicken, das neben dem Teamzusammenhalt auch den Hunger auf die Saison enorm gestärkt hat.